5 Merkmale erfolgreicher Teams und wie ihr dahin kommt

Es gibt sie, die Teams, die regelmäßig richtig gute Erfolge erzielen. Andere wiederum landen eher Zufallstreffer. Was genau macht für ein gutes Team den Unterschied aus?

Analysen von erfolgreichen Teams zeigen: der Schlüssel liegt im funktionierenden Teamwork. Und ob es wirklich stark ist, das kann anhand von 5 Merkmalen beschrieben werden.

Bei dir im Team sind diese Merkmale noch nicht in der benötigten Ausprägung vorhanden? Dann lohnt es sich, an ihnen zu arbeiten. Und so eure Zusammenarbeit im Team zu verbessern. Du findest in diesem Beitrag 5 konkrete Tipps, wie euch erfolgreiche Teamarbeit gelingen kann.

Was ist ein gutes Team überhaupt?

Ein gutes Team ist ein nachhaltig erfolgreiches Team. Der Teamerfolg ist dabei das, was man von außen sehen kann. Denn das Team liefert gute Ergebnisse.

Nachhaltig erfolgreich ist die Teamarbeit dann, wenn das Team langfristig auch bei veränderten Rahmenbedingungen Erfolge feiert. Immer wieder. Und das bedeutet ausdrücklich nicht, dass alles immer perfekt läuft. Ganz im Gegenteil: ein gutes Team

  • kann mit Rückschlägen umgehen (denn die wird es geben!),
  • passt sich neuen Situationen schnell flexibel an (nichts ist so beständig wie der Wandel) und
  • ist in der Lage, zu lernen und einen Wissenstransfer zu leisten (andernfalls startet es immer von Null und verliert an Schlagkraft und Geschwindigkeit).

Warum ist starke Teamarbeit wichtig?

Wenn wir uns anschauen, warum gute Teamarbeit so wichtig ist, finden wir zwei wesentliche Gründe:

Je besser das Team im Miteinander ist, desto besser sind die Ergebnisse.

Dieser Zusammenhang ist einleuchtend: wenn der Teamzusammenhalt stimmt, liegt der komplette Fokus auf der Aufgabe. Gute Teamarbeit zahlt direkt auf die Ergebnisse ein. Negative Effekte, wie schwelende Konflikte, Endlos-Diskussionen oder das Vertuschen von Fehlern, entfallen oder werden minimiert.

Je besser die Zusammenarbeit, desto mehr Spaß hat das Team.

Und wenn ein Team gut miteinander arbeitet und Erfolge feiern kann, hat es schlichtweg mehr Spaß! Der wiederum fördert die Motivation, die Lösungsfokussierung und das Leistungsvermögen der Teammitglieder.

Für Erfolg und eine gute Arbeitsatmosphäre ist also die Qualität von Teamwork immens wichtig.

 

Welche 5 Merkmale zeichnen ein gutes Team aus?

Die Frage, was ein nachhaltig erfolgreiches Team ausmacht, lässt sich durch die folgenden 5 Merkmale beantworten:

Was macht ein gutes Team aus? 5 Merkmale

1) Die Teammitglieder vertrauen einander. Und zeigen dieses Vertrauen im Verhalten.

Und mit Vertrauen ist gemeint, dass jede:r im Team zu seinen:ihren Fehlern und Schwächen stehen kann. Dass das Miteinander aufrichtig ist. Und dass Lästereien, Mobbing und Ausgrenzungen auch in ihren ‚harmlosesten‘ Formen keinen Platz im Team haben. Zu Vertrauen gehört auch, den:die andere:n im geschützten Raum auf Versäumnisse oder Fehler hinweisen und Kritik üben zu können. Und umgekehrt solche Hinweise auch annehmen zu können.

Insgesamt führt Vertrauen im Team zu psychologischer Sicherheit. Und ist damit die Voraussetzung für Konfliktstärke und einen hilfreichen Umgang mit Fehlern. Die Teammitglieder fühlen sich so geschützt, dass sie bereit sind, auch in der Gruppe Risiken einzugehen und sich zu öffnen.

Eine Grundannahme von Vertrauen ist die Unterstellung der positiven Absicht. Alle Teammitglieder gehen davon aus, dass hinter jeder Handlung eines Teammitglieds eine positive Absicht steckt. Selbst wenn diese gerade nicht erkannt wird. Irgendwie ganz logisch: Immer wenn ich die Frage stelle: „Wer von euch ist bestrebt, das aus seiner:ihrer Sicht zum gegebenen Zeitpunkt bestmögliche zu tun?“, gehen alle Hände hoch. Jede:r kann das von sich aus mit Fug und Recht behaupten. Kennen wir doch alle unsere Beweggründe und Absichten. Wenn also nicht nur ich das von mir behaupte, sondern auch alle anderen von sich (und dass sie das für sich beanspruchen, muss ich ihnen ja zugestehen!) – dann bleibt als logische Schlussfolgerung nur, dass ich erstmal jedem meiner Mitmenschen eine positive Absicht unterstelle (wir reden hier jetzt nicht von Sonderfällen wie Psychopathen…).

2) Das Team hat gelernt, Konflikte frühzeitig zu erkennen. Und sich mit gutem Ausgang zu streiten.

Konflikte gibt es auch in guten Teams, und ob! Doch anstatt, dass diese sich verschärfen und den Zusammenhalt gefährden, führen Konflikte in starken Teams zu mehr guter Auseinandersetzung miteinander und zum Erarbeiten der besten Lösung für das gesamte Team. Es werden mehr Perspektiven miteinander geteilt und somit wird der Horizont des gesamten Teams erweitert.

In diesen Teams wird nicht gestritten, um eine Hierarchie zu begründen. Es wird in starken Teams gestritten, weil

  1. existierende oder aufkommende Konflikte als wichtig wahrgenommen werden,
  2. es dem Team ein Anliegen ist, fair miteinander umzugehen, um dann
  3. eine möglichst produktive Auflösung des Streits zu erreichen.

Übrigens: auch in einem vertrauensvollen Team mit starker Konfliktkultur darf man mal genervt vom anderen sein, na klar! Das ist ganz wie in einer Familie oder unter Freunden auch. Und dann erfolgt das dann nicht hinterrücks, sondern es wird dann ganz klar so signalisiert. Und mündet in Auseinandersetzung, nicht Kontaktabbruch.

 

3) Jede:r im Team verfolgt die Teamziele. Zuallererst.

Vielleicht ist das die schwierigste Disziplin. Denn die eigenen Ziele gegenüber den Teamzielen hintenan zu stellen, kann herausfordern. Wer weniger Zufriedenheit aus dem Erreichen von gemeinsamen Zielen schöpft als aus dem eigenen Einzelerfolg, ist eventuell besser als Einzelplayer geeignet. Denn manchmal bedeutet das Verfolgen des Teamziels auch, sich selbst kurz- bis mittelfristig zurückzunehmen.

Idealerweise sind die Einzelziele jedoch überdeckend zu denen des Teams, so dass es keine Zielkonflikte gibt. Was in jedem Fall gilt: geht es um Teamwork, so zählt das Teamergebnis, nicht die Brillanz des Einzelnen. Das Team ist dann stark, wenn alle gemeinsam stark sind. Und der Erfolg färbt dann wieder auf jedes einzelne Teammitglied ab.

Die Voraussetzung dafür, dass ein Team seine Ziele fokussieren kann, ist Zielklarheit. Alle haben die gleiche klare Vorstellung vom Ziel. Der Raum für Missverständnisse wird minimiert. Gute Teams zeichnet aus, dass sie sich sehr sorgfältig mit ihren Zielen beschäftigen.

 

4) Fehler machen im Team gehört dazu. Ist ok und fördert das Lernen.

Es gibt mittlerweile kaum ein Unternehmensumfeld, dass sich nicht zumindest theoretisch zu einer positiven Fehlerkultur bekennt. Nur: diese muss aktiv geübt und verankert werden, um auch ganz praktisch gelebt zu werden. Oft wird zwar von positiver Fehlerkultur gesprochen, wenn jedoch ein Fehler passiert, kippt die Stimmung schnell. Die Beteiligten fühlen sich schlecht, es folgt Zurechtweisung, Schuldzuweisung und Rechtfertigung. Alles Auswirkungen, die dazu führen, dass Fehler eher vermieden werden. Woher kommt das – dass die Absicht oft wenig mit dem tatsächlichen Verhalten zu tun hat?

Die meisten von uns sind durch ein Schulsystem gelaufen, in dem Fehler mit einer schlechteren Bewertung bestraft wurden. Wohingegen keine Fehler zu besseren Noten geführt haben. Auch in anderen Lebensbereichen haftet Fehlern viel Negatives an. Sprich: wir haben gelernt, dass es schlecht ist, Fehler zu machen und dass das Vermeiden von Fehlern neutral ist oder sogar positiv belohnt wird. Fehler als etwas Schlechtes zu betrachten und um jeden Preis vermeiden zu wollen ist also unser gelerntes Verhalten.

Natürlich geht es bei einer positiven Fehlerkultur nicht darum, Fehler zu verherrlichen. Wir sind uns alle einig, dass es auch toll ist, wenn etwas fehlerfrei funktioniert! Vielmehr geht es darum, zu akzeptieren, dass Fehler passieren. Erfolgreiche Teams wissen: je mehr Neuland sie in ihrem Tun betreten, desto häufiger werden sie Fehler machen. Sie legen dann den Fokus darauf, Risiken durch kleine Schritte zu minimieren und schnell zu lernen (fail early & learn fast).

 

5) Das Team hat gelernt, gute Entscheidungen zu treffen.

Ihr kennt sie sicher, die geflügelten Worte: „Besser eine Entscheidung treffen als keine.“ Und da ist was dran! In guten Teams werden Entscheidungen zum jeweiligen Zeitpunkt nach bestem Wissen und Gewissen getroffen. Insbesondere bei Entscheidungen mit geringem Risiko und Umkehrbarkeit halten sich starke Teams nicht lange auf. Fehlen noch wichtige Informationen für eine gute Entscheidung, werden diese bis zu einem abgestimmten Zeitpunkt eingeholt und dann wird entschieden. So gewinnen Teams an Schnelligkeit und können auch schneller abliefern.

Außerdem: Erfolgreiche Teams haben verstanden, dass es für Entscheidungen nicht nötig ist, dass alle derselben Meinung sind. Sachverhalte können und sollen kontrovers diskutiert werden, denn so entstehen oft noch bessere Lösungsansätze. Voraussetzung: die Diskussion darf leidenschaftlich, muss jedoch immer auf Sachlichkeit beruhend geführt werden. Letztlich wird die Entscheidung dann gemeinsam in Hinblick auf Erfahrung, Expertise und besseren Argumenten gefällt.

 

5 Tipps, um eure Zusammenarbeit im Team sofort zu verbessern

Was könnt ihr tun, um eure Zusammenarbeit im Team zu stärken? Eine ganze Menge! Setzt diese 5 Praxis-Tipps um und profitiert direkt von besserer Zusammenarbeit im Team:

Team-Tipp 1: Am Vertrauen arbeiten

Auch Vertrauen kann man lernen. Oftmals ist gar nicht unbedingt Misstrauen am Start. Vielmehr scheuen sich die Teammitglieder noch davor, auch ihre Schwächen zu offenbaren. Wenn es dann keiner macht, wird es quasi von allen so respektiert und sie werden auch nicht angesprochen. Dreht den Spieß um! Folgende Übung kann euch dabei helfen:

Übung: Von Superkräften und Ganoven

Jedes Teammitglied reflektiert für sich, welche 3 Superkräfte in ihm:ihr schlummern und das Team in seiner Mission unterstützen. Außerdem listet es noch seine:ihre 3 Ganoven auf, die dem Team hinderlich sein könnten. Nutzt pro Ganove oder Superkraft ein (digitales) Post-it.

Beispiele für Superkräfte und Ganoven (noch lange nicht abschließend!):

Vertrauensübung für Teams: Beispiele für Superkräfte

Nehmt fachliches Können nur auf, wenn es eine ‚versteckte‘ Kompetenz ist, die außerhalb eurer normalen Aufgaben liegt, euch allerdings hier und da echt nützlich sein kann. Oder ihr es als potenzielle Fehlerquelle in Form eines Ganoven auf dem Schirm haben solltet.

Nun stellt jedes Teammitglied seine:ihre Superkräfte und Ganoven vor. Alle anderen sind jetzt gefragt: wer könnte von den Superkräften profitieren? Wie könnten die Ganoven in Schach gehalten werden? Gibt es vielleicht noch weitere Superkräfte oder Ganoven, die das vorstellende Teammitglied nicht auf dem Schirm hatte?

Beispiel:

  • Brittas Superkraft ‚Lösungsfinder‘ kommt immer dann zum Einsatz, wenn sich in Diskussionen alles ums Problem und rückwärtsgerichtet dreht. Das ist ihre Sternstunde!
  • Wenn Stefans Ganove ‚Unterbrecher-König‘ zuschlägt: alle im Team räuspern sich laut und vernehmlich und geben ihm so ohne viele Worte unmissverständlich zu verstehen, dass er sich ein wenig zurücknehmen sollte.

Der Wert dieser Übung für euch:
Schwächen, die bekannt sind, können viel leichter angesprochen werden. Stärken wiederum erfahren deutlich mehr Wertschätzung, wenn sie erst einmal ausgesprochen sind. Und werden konsequenter genutzt. Und ist das Eis erst einmal gebrochen, fällt es auch in neuen Situationen viel leichter, vertrauensvoll und ehrlich miteinander zu sein.

Team-Tipp 2: Konflikte im Team meistern & gut streiten lernen

Diese 2 Übungen werden euch nachhaltig helfen, eure Konfliktkultur auszubauen:

Übung 1: Wieder richtig diskutieren

Nehmt in der nächsten Diskussion unterschiedliche Positionen ein und weist Rollen zu. Ihr könnt beispielsweise Rollen von Stakeholdern verteilen, einen Kundenanwalt benennen, der für den Kunden eintritt, einen Kollegen der Nachbarabteilung, der im weiteren Produktgeschehen beteiligt ist, usw. Verteilt alle Rollen, die euch relevant erscheinen. Selbst, wenn euch die Sachlage eine klare Perspektive suggeriert. Argumentiert jetzt jeder für seine:ihre Position. Bitte dabei ernsthaft bleiben und reale, sachliche Argumente auflisten (ich weiß, ich weiß, es kann auch unfassbar viel Spaß machen, mit den absurdesten Thesen um sich zu schmeißen. Das wäre eine Übung, wenn ihr einen höheren Spaßfaktor haben wollt! Hier geht es jetzt aber ums Streiten lernen).

Haltet zur Übersicht die Argumente skizzenhaft fest. Abschließend klärt ihr, welche neuen Sichtweisen ihr berücksichtigen solltet und entscheidet über das weitere Vorgehen. Denkt dabei daran, euch einen Zeitrahmen zu geben (Timebox!), damit eure Diskussion nicht ausufert.

Seid überrascht, wie so manche im Vorfeld klar scheinende Sachlage euch mit einem neuen Verständnis bereichert, das euch besser entscheiden lässt!

Wieso hilft euch diese Übung bei euren Konflikten?
Neben all den konkreten Erkenntnissen für die jeweils diskutierte Sachlage lernt ihr nebenbei, neue Perspektiven zuzulassen, um die Ecke zu denken und andere Meinungen zu akzeptieren. Das erweitert euren Horizont. Und lässt euch Kontroversen wertschätzen.

Falls dadurch Euer Interesse am verwandten Thema „Debattieren im Meeting“ geweckt wurde, findet ihr bei Marietta Gädeke von Lilit tolle Anregungen.

Übung 2: Die kleinen Nickeligkeiten im Alltag als Trainingsplatz nutzen

Nehmt euch vor, die nächsten Wochen ganz besonders sensibel auf Untertöne und Missstimmungen zu achten. Und verabredet, diese nach einem bewussten Durchatmen anzusprechen. Das Durchatmen gibt euch die Möglichkeit, kurz zu überlegen, was euch da eigentlich aufgefallen ist und was es in euch ausgelöst hat. Geht dabei nach dem 3W-Schema vor:

Beschreibung der Situation nach dem 3W-Prinzip

Am Anfang kann es natürlich helfen, die Einstiegswortwahl

  • „Ich habe wahrgenommen, dass …“,
  • „Das hat bei mir bewirkt, dass …“ und
  • „Ich wünsche mir …“

zu nutzen.

Genau genommen ist das jedoch nicht notwendig. Es ginge zum Beispiel auch der folgende Aufbau:

„In der letzten Viertelstunde haben fast alle auf ihr Handy geguckt. Nur Peter und ich haben über unsere weiteren Möglichkeiten gesprochen. Bei mir kommt es so an, als ob euch unser gerade besprochenes Thema nicht interessiert, obwohl diese Entscheidung für unser weiteres Vorgehen sehr wichtig ist. Bitte beteiligt euch wieder, ich möchte gerne auch eure Meinung zur Entscheidung wissen.“

Aber belasst es nicht dabei! Jetzt kommt die andere Seite dran!

Stellt zuerst alle Fragen, die euch helfen, das zuvor Gesagte zu verstehen. Lasst euch versichern, dass ihr richtig verstanden habt, was der Beobachter gemeint hat.

Schildert nun eure Perspektive der Situation. Konzentriert euch dabei auch hier wieder, Wertungen rauszulassen.

„Für mich war die Sache schon entschieden und ich hab auch schon vorab geschrieben, dass ich so vorgehen würde. Daher habe ich lieber die Mail von XY beantwortet, die Antwort musste ja auch bis 15 Uhr raus.“

„Für mich war es auch schon klar und eigentlich dachte ich, wir müssten darüber nicht mehr diskutieren. Da es für euch wohl noch wichtig war, habe ich mich ausgeklinkt. Ich bin nämlich mit Thema T noch hinterher.“

„Ah, ok. Dann habt ihr die neueste Entwicklung kurz vor unserem Meeting vermutlich nicht mitbekommen. Wir müssen anders vorgehen. Ich wünsche mir in solchen Fällen, dass ihr kurz ansprecht, wenn ihr eine Diskussion für unnötig haltet. Dann hätte ich euch schnell über die neue Situation aufklären können. So müssen wir noch mal von vorne anfangen. Ich finde das ärgerlich. … Was würdet ihr vorschlagen?“

… usw.

Was bringt euch diese Übung?
Ihr werdet sehen, dass durch die geteilten Sichtweisen mehr Verständnis füreinander entsteht. Was wiederum positiv auf das Vertrauen einzahlt. Außerdem entwickelt ihr wieder mehr Feingespür für eure Stimmungen – und baut eure Hemmschwellen ab, diese auch anzusprechen. Dadurch, dass ihr eure Irritationen direkt ansprecht, staut sich außerdem auch nichts auf. Ganz nach dem Motto: „Macht aus eurem Herzen keine Mördergrube“…

Wenn ihr noch weiter in das Thema eintauchen wollt, empfehle ich euch den Beitrag „So sprichst du Konflikte im Team an – deine Schritt-für-Schritt-Anleitung„.

Team-Tipp 3: Für Klarheit bei Team- und Einzelzielen sorgen

Wer ohne Ziele arbeitet, folgte einem Weg und kommt doch nicht an. Habt ihr euch auch wirklich ausreichend mit euren Zielen beschäftigt? Gerade bei Teamzielen können so schnell Missverständnisse entstehen. Denn nun ist es ja notwendig, dass das gesamte Team die Ziele genau gleich versteht!

Übung 1: Grillt eure Ziele mit der SMART-Challenge

Wir alle haben wahrscheinlich schon x-mal gehört, was die SMART-Kriterien sind. Oft werden sie als lästige Pflicht empfunden. Und schnell halbherzig abgehakt. Und doch lohnt es sich, hier noch mal richtig reinzugehen. Macht mit bei der SMART-Challenge und grillt euch und eure Ziele gegenseitig. Und hakt so lange nach, bis ihr wirklich zufrieden seid!

S=Specific

Sind die Ziele wirklich konkret, oder könnten sie Raum für Interpretationen lassen, der nicht gewünscht ist?

Beispielziel:
Launch der neuen App „Restaurant-Guide“ bis zum Jahresende


Das so formulierte Ziel lässt viel Spielraum offen, was diese App überhaupt tun soll. Das gibt euch einen enormen Spielraum, kann aber auch schnell zum Verzetteln führen.

 

  • An welche Nutzer richtet sie sich?
  • Welchen Nutzwert hat sie für die Zielgruppe?
  • Was sind Elemente, die beim Launch unbedingt enthalten sein müssen, welche Features dürfen später dazu kommen?
  • Wann genau wird der Launch als erfolgreich angesehen – beim Abliefern an z. B. den App Store, oder erst, wenn die App wirklich im App Store erscheint?
  • Auf welchen Betriebssystemen soll die App noch laufen (sprich: auf welchen Plattformen soll sie überhaupt gelauncht werden)?
Ihr merkt schon: das Thema „Specific“ bei den Zielen hat viel gemein mit der Definition of Done in Kombination mit den Akzeptanzkriterien, die in Frameworks wie Scrum so viel Wertschätzung erfahren.

Ganz wichtig dabei: wenn ihr im Team darüber sprecht, was ganz konkret von euch erwartet wird, und ihr das festhaltet, geht ihr auch alle von einem einheitlichen Zielbild aus.

M=Measurable

Erst wenn eure Ziele objektiv messbar sind, könnt ihr nachher auch beurteilen, ob ihr sie erreicht habt. Im oben genannten Beispiel wäre das Ziel erreicht, wenn der Launch nach einer festgelegten Definition of Done mit Erreichen aller Akzeptanzkriterien erfolgt ist (Ja/Nein-Messung). Andere Ziele quantifizieren einen Zielzustand (z. B. 10.000 Neukunden für Produkt P im Jahr 2022 mit mindestens einer bezahlten Rechnung > 100 €).

A=Achievable

Natürlich muss es mit den vorhandenen Mitteln in der geforderten Zeit tatsächlich möglich sein, das Ziel zu erreichen. Nichts gegen ambitionierte Ziele, die sind förderlich! Aber wenn es ganz und gar unmöglich oder aber ziemlich unwahrscheinlich ist, sie zu erreichen, dann ist ihre einzige Folge nur Demotivation. Der gegenteilige Effekt tritt ein – nämlich, dass der Grad der Zielerreichung noch unter dem zu erwartenden liegt. Das Gefühl, das bei euch als Team aufkommt, ist das der Unfairness und der Machtlosigkeit.

Achtet auch darauf, wie viele externe, d. h. für euer Team nicht beeinflussbare, Faktoren eine Wirkung auf die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung haben.

R=Relevant

Habt ihr als Team das Gefühl, dass Erfolg oder Misserfolg der eigenen Mission keinen Unterschied machen, wirkt das Ziel als nicht erstrebenswert. Der Sinn der Aufgabe ist zweifelhaft. Damit es mit vollem Einsatz verfolgt wird, sollte euer Ziel zu den übergeordneten Zielen und Strategien passen, die Frage nach dem Warum klar beinhalten und im Einklang mit euren Werten und Bedürfnissen stehen.

T=Time-bound

„Wir würden uns wünschen, wenn ihr irgendwann fertig werdet“ ist ungefähr so motivierend wie der Keller, der irgendwann mal aufgeräumt werden soll. Nämlich gar nicht. Oder kennt ihr auch die Mails, die an einen größeren Empfängerkreis gehen, eine Bitte enthalten und denen die zeitliche Komponente fehlt? Wer antwortet auf diese? Richtig, die gutmütigen unter den Kollegen. Oder die, die gerade nichts Besseres zu tun haben. Auf jeden Fall ist die Beteiligung in der Regel zu dürftig.

Die Wahl der Deadline hat also dreierlei Funktion: erstens, sie soll genug Zeit bieten, dass ihr die Aufgabe auch wirklich schaffen könnt. Zweitens, sie soll so kurz sein, um zu verdeutlichen, dass es wirklich wichtig ist, dass ihr sie erledigt. Drittens: sie soll sicherstellen, dass die Aufgabe tatsächlich zu einem Ende kommt.

IES=Inspirational, Ethical & Achievable with a Smile

Wer noch einen drauflegen möchte, kann aus dem SMART-Kriterium noch die Schokolinsen-Variante SMARTIES machen: wenn Ziele beflügeln, ethisch astrein vertretbar sind und außerdem richtig Spaß machen, dann ist das i-Tüpfelchen erreicht.

Wie genau profitiert ihr von der Übung?
Ihr könnt als abgestimmtes Team eure Ziele voll in den Fokus nehmen. Wer seine Ziele fest im Blick hat, wird sie auch sehr viel wahrscheinlicher erreichen. Und ihr schafft das geschlossen als Team.

In diesem Beitrag findet ihr übrigens noch wertvolle Hilfe bei der Definition und Formulierung eurer Teamziele.

Übung 2: Individuelle Ziele auf Synergien und Konfliktpotenzial abklopfen

Ein vertrauensvolles Team, in dem die Teammitglieder auch über ihre persönlichen Ziele sprechen, hat ungleich viel mehr Chancen auf Erfolg und Impact. So können Teammitglieder einander unterstützen, die persönlichen Ziele zu erreichen (wer das vertiefen möchte, dem möchte ich das Buch „Big Potential“ von Shawn Achor ans Herz legen). Gleichzeitig kann ein Umgang mit potenziellen Zielkonflikten besprochen werden. So kann vieles möglich gemacht werden, ohne dass der Teamerfolg gefährdet ist.

Nehmt euch im Anschluss an eure Zielkonkretisierung noch einen Moment Zeit. Stellt euch gegenseitig vor, was eure eigenen Ziele und Ambitionen sind. Und dann findet heraus, wo es Synergien gibt zwischen Team- und den persönlichen Zielen. Besprecht die Stellen, an denen ihr Konfliktpotenzial seht und wie ihr damit umgehen wollt.

Was genau bringt euch der Zielabgleich?
Ihr habt euer Vertrauen erneut gestärkt. Es gibt keine geheimen Missionen im Team. Und jede:r Einzelne von euch hat die Möglichkeit, bei der Verwirklichung der eigenen Ziele eine starke Unterstützung zu erfahren.

Team-Tipp 4: Übt einen lösungsfokussierten Umgang mit Fehlern

Manchmal kann es nützlich sein, zu verstehen, wie ein Fehler passieren konnte. Auch kann die Frage nach der Verantwortung für den Fehler wichtig sein. Ausnahmslos immer jedoch werden diese lösungsfokussierten Fragen hilfreich sein: Was können wir jetzt tun? Und auch: Was können wir für die Zukunft daraus lernen?

Witzigerweise ist für die Lösung oftmals das Problem gar nicht so wichtig – sondern vielmehr das Ziel! Probiert es aus!

Wenn das nächste Mal in eurem Team etwas schiefgelaufen ist: lasst ganz bewusst die Fragen „Wie konnte das passieren?“ und „Wer ist schuld?“ (und wenn schon, fragt nach der Verantwortung – Schuld lädt das ganze Thema moralisch negativ auf, was überhaupt nicht zielführend ist) zunächst außen vor. Werft noch einmal einen Blick auf eure Ziele: Wo genau wollt ihr hin? Und dann konzentriert euch auf die Fragen:

  • Was können wir jetzt tun?
  • Was können wir für die Zukunft lernen?

Erst wenn ihr hier nicht weiterkommt, ohne der Ursache auf den Grund zu gehen, geht ihr tiefer in die Ursache rein.

Was habt ihr von dieser Übung?
Statt problemorientiert zu handeln, fokussiert ihr euch direkt auf die Lösung. Und damit seid ihr direkt schon wieder auf der Spur Richtung Ergebnisse bringen und Erfolge einfahren.

Team-Tipp 5: Schnellere und bessere Entscheidungen treffen

Damit ihr schnellere und bessere Entscheidungen treffen könnt, überprüft euer Entscheidungsverhalten auf die folgenden 4 Punkte:

1. Benötigte Informationen

Bevor eine Entscheidung ansteht, nehmt euch kurz Zeit, um zu schauen, ob und welche Informationen ihr zur Entscheidungsfindung wirklich benötigt. Terminiert die Entscheidungsfindung so, dass euch alle wesentlichen Informationen vorliegen. Aber: verzettelt euch dabei nicht. Wägt bei schwerer zugänglichen oder zeitlich erst später zur Verfügung stehenden Informationen ab, ob ihr sie wirklich benötigt. Fragt euch kritisch, ob das Risiko, sie nicht zu haben, eingegangen werden kann.

2. Wer wird gehört?

Für die Entscheidungsfindung ist wichtig: jede Stimme im Team wird gehört. Wenn alle gehört wurden und dann die besten Argumente gewinnen, kann auch jedes einzelne Teammitglied die Entscheidung leichter mittragen – auch wenn sie nicht der eigenen Meinung entsprechen sollte.

3. Die Abstimmung: Mythos Konsens

Verabschiedet euch von der Vorstellung, dass im Team immer Konsens (= jede:r im Team ist dafür) herrschen sollte. Das ist eine Fehlannahme, die euch aufreiben würde. Geht vielmehr davon aus, dass Meinungsunterschiede die Tagesordnung sind. Und dass es allein darum geht, unter Berücksichtigung aller Argumente eine, und zwar die in dem Moment bestmögliche, Entscheidung zu treffen.

Unterscheidet bei Abstimmungen nicht nur zwischen „Dafür“ und „Dagegen“, sondern gebt auch die Möglichkeit eines „Nicht dafür“ (aber auch nicht dagegen).

Fall A: Nicht alle sind dafür

Im Falle einer 5:2-Entscheidung könnte das dann so aussehen: 5x „Dafür“, 2x „Nicht dafür“ (aber auch nicht „Dagegen“).

Ihr konntet in dem Fall zwar keinen Konsens erzielen, erreicht dafür jedoch einen Konsent (= keiner ist dagegen). Zumal einen, der von der Mehrheit befürwortet wird.

 

Fall B: Mindestens ein Teammitglied ist dagegen

Sieht es hingegen z. B. so aus: 5x „Dafür“, 1x „Nicht dafür“, 1x „Dagegen“, habt ihr eine aktive Gegenstimme. Dann hakt spätestens hier noch einmal nach (falls noch nicht im Vorfeld geschehen):

  • Welche Gründe stehen hinter der „Dagegen“-Stimme?
  • Könnt ihr diese Gründe bei der abzustimmenden Entscheidung berücksichtigen?
  • Würde das Teammitglied in dem Fall seine Abstimmung ändern (und ihr zu einem Konsent kommen)?
  • Gibt es insgesamt Veränderungen beim Voting?

Nun habt ihr ein Abstimmungsergebnis, das ihr nochmal genau unter die Lupe genommen habt. Ihr habt keine Stimme übergangen.

4. Commitment einholen statt Widerstand bestätigen (Macht den Sack zu!)

Wichtig! Beendet die Entscheidungsrunde mit der Zustimmung aller über das weitere Vorgehen. Sprich: es mag sein, dass die Entscheidung, einen bestimmten Weg zu gehen, im Team 5x „Dafür“ : 2x „Dagegen“ ausgefallen ist. Hier die Runde zu beenden würde bedeuten, dass 5 Teammitglieder mit einem Pro aus dem Meeting gehen, während 2 Teammitglieder mit einem Kontra abschließen. Es ist noch kein Commitment erfolgt! Stellt also unbedingt noch die abschließende Frage: „Die Entscheidung ist 5:2 für den Weg XY gefallen. Akzeptieren wir alle die Entscheidung?“ Erst mit einem „Ja!“ des gesamten Teams ebnet ihr den Weg für gemeinsames Commitment. Ihr könnt euch auf die von allen getroffene Entscheidung später berufen.

Welchen Vorteil verschafft euch diese Vorgehensweise?
Jede nicht getroffene Entscheidung verlangsamt euren Teamerfolg. Jede Entscheidung ohne richtiges Commitment eines jeden Teammitglieds wird nur halbherzig ausgeführt. Ihr dagegen lernt, konsequent Entscheidungen zu treffen und euch alle miteinander auch zu kontrovers diskutierten Entscheidungen zu bekennen. Ihr verschafft euch dadurch Schnelligkeit und Schlagkraft.

Fazit: Ein gutes Team ist nicht einfach so gut,…

… es hat sich dahin entwickelt! Und das beantwortet die eingangs gestellte Frage, was ein gutes Team ausmacht: JEDES nachhaltig erfolgreiche Team ist durch eine Lernkurve gegangen. Es hat gelernt, zu vertrauen, gut mit Konflikten umzugehen, eine lösungsfokussierte Fehlerkultur zu entwickeln, den Fokus auf klare Teamziele zu legen und kompetent gute Entscheidungen zu treffen. Und das bedeutet im Umkehrschluss, dass jedes Team am Miteinander arbeiten kann! Und als Belohnung für diese Arbeit nachhaltiger Erfolge erzielt. Es zahlt sich direkt aus, eine solide Basis für die Teamarbeit zu schaffen!

Die oben angeführten Praxis-Tipps sollten euch schon einen großen Schritt Richtung erfolgreicher Teamarbeit weiterbringen. Denn die gute Nachricht ist: Selbst wenn es bei euch hier und da noch hakt – wenn ihr daran arbeitet, eure Zusammenarbeit im Team zu verbessern, dann werden sich auch eure Ergebnisse verbessern. Und euer Spaßfaktor sowieso.

 

Bei welchen Themen rund um die Verbesserung eures Teamwork kann ich euch unterstützen? Wo seht ihr bei euch noch Handlungsbedarf?